Hat Nachhaltigkeit noch Zukunft in dieser Zeit?
Interview mit der Strenger Geschäftsleitung
Nachhaltigkeit ist in aller Munde. Doch es gibt Stimmen, die meinen, Nachhaltigkeit sei zu teuer, zu komplex, nicht wettbewerbsfähig. Wie sehen Sie das?
Dr. Daniel Hannemann: Wir sehen das völlig anders. Nachhaltigkeit war schon früher und auch heute nicht nur der einzige Weg nach vorne, sondern auch langfristig die wirtschaftlichere und intelligentere Wahl. Bei Strenger war Nachhaltigkeit immer schon Teil unserer DNA: Es mag kurzfristig teurer wirken, aber wer heute nicht nachhaltig baut, wird morgen mit höheren Kosten durch ineffiziente Lösungen und eine geringe Wertbeständigkeit konfrontiert. Strenger-Projekte aus der Vergangenheit, die aus Sicht einiger Kunden „zu nachhaltig“ waren, erzielen ein Vierteljahrhundert später die höchsten Gebrauchtmarktpreise.
Dr. Lis Hannemann-Strenger: Nachhaltigkeit ist für uns eine Haltung, die wir schon sehr lange leben. Das bedeutet für uns nicht nur Ressourcenschonung, sondern auch den Anspruch, durch gutes Design und durchdachte Architektur bleibende Werte zu schaffen.
Können Sie uns Beispiele nennen, wo Strenger diese Philosophie besonders gut umsetzt?
Dr. Lis Hannemann-Strenger: Maßstäbe für nachhaltiges Bauen setzen wir auch mit unserem Projekt Golden Garden Sindelfingen. Begrünte Dachflächen, Photovoltaik und KfW-40-EE-Standard mit Fernwärme treffen auf ein Interior-Design, das mit Wellnessbädern, Bodenspots und großzügigen Balkonen ausgestattet ist.
Dr. Daniel Hannemann: Ein weiteres Highlight ist Stuttgart Parkside. Hier realisieren wir zusammen mit Hadi Teherani Architects ein Highlight-Quartier. Eine in hellen Farbtönen gehaltene Metallfassade mit üppiger Fassadenbegrünung. Hierdurch wird die Luftqualität verbessert und das urbane Quartier heizt sich im Sommer nicht auf. Als Energieversorgung dient Fernwärme und die Außenanlagen sind großzügig dimensioniert. Unmittelbar vor dem südlichen Gebäude entsteht ein unbebauter, grüner Park.
Warum spielt Design in Verbindung mit Nachhaltigkeit eine so große Rolle?
Dr. Lis Hannemann-Strenger: Design ist der Schlüssel - Menschen möchten in einem Zuhause leben, das schön ist und sich gut anfühlt. Durch gutes Design schaffen wir nicht nur eine emotionale Bindung, sondern auch einen funktionalen Mehrwert und steigern auch die Akzeptanz dafür. Das ist unser Ansatz: Nachhaltigkeit muss nicht langweilig oder kompromissbehaftet sein – sie kann begeistern.
Wie setzen Sie nachhaltige Ansätze in der Praxis um?
Dr. Daniel Hannemann: Unsere Nachhaltigkeitsansätze entwickeln wir immer aus der Kundennutzenbrille und den Gesetzen der Physik, alles im Rahmen der regulatorischen Vorgaben. Grundsätzlich entscheiden wir individuell bei jedem Projekt die besten und lokal passendsten nachhaltigen Lösungen. Zum Beispiel nutzen wir bei unserem Projekt in Weil am Rhein Industrieabwärme, das geht ja nicht überall.
Wie wird sich das Thema Nachhaltigkeit in der Wohnungswirtschaft Ihrer Meinung nach in den nächsten Jahren entwickeln?
Dr. Daniel Hannemann: Nachhaltigkeit polarisiert die Politik und wird oft faktenfrei diskutiert. Wir bei Strenger setzen auf langfristige Lösungen, basierend auf Physik, Wirtschaftlichkeit und Wohngefühl. Die Politik ist gefragt Rahmenbedingungen schaffen, die nachhaltige Lösungen wirtschaftlich tragfähig machen – idealerweise ohne Subventionen. Und wenn CO₂-Reduktion das Hauptziel ist, sollten andere Faktoren nachrangig sein. Derzeit jedoch führt die Gleichzeitigkeit aller Forderungen zu massiv steigenden Baukosten.
Haben Sie Beispiele?
Dr. Daniel Hannemann : Die QNG-Zertifizierung fordert beispielsweise Bewegungsmelder in allen Eingangsbereichen – nicht aus ökologischen, sondern aus inklusiven Gründen. Solche Vorgaben treiben die Kosten unnötig in die Höhe und erfordern ein Umdenken. Anders bei der Energiewende: Wir schulden den nächsten Generationen die Abkehr von fossilen Heizsystemen. Selbst im von Ölindustrie und konservativer Politik geprägten Texas sind Wärmepumpen Standard – aus wirtschaftlichen und ökologischen Gründen. Deutschland sollte hier nicht zurückfallen.
Dr. Lis Hannemann-Strenger: Gleichzeitig wird Design immer wichtiger, weil Menschen sich ein Zuhause wünschen, das ihren individuellen Lebensstil widerspiegelt. Wer beide Bereiche, Nachhaltigkeit und Design effizient kombiniert, schafft nicht nur Lebensraum, sondern Werte, die Generationen bestehen. Das zu schaffen, sehen wir als unsere Aufgabe.
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